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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 63.1912-1913

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Erbstein, Ambros: Adel und Volk in der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7141#0028

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Die Bayerische Gewerbeschau München \<){2.

HZ. Silbergeschirr; nach Entwürfen von Adelbert Niemeyer ausgeführt von Adolf v. Mayrhofer
für Ed. Wollenweber. (Vs d. wirk!. Größe.)

schwor, den Brüdern im Kampfe gegen die Unter-
drücker beizustehen, um ihnen zu ihrem Rechte zu ver-
helfen. Die Zünfte waren politische und gewerbliche
Verbände in gleichem Maße, und sie kannten keinen
Unterschied zwischen dem Rechte eines Bürgers, seine
Arbeit zu regeln, und dem Rechte, alle seine andern
Handlungen nach Gutdünken zu gestalten.

So war die gotische Vorstellung von dem Bürger-
tum beschaffen. Auf dem Gebiete der Kunst erkennen
wir diese Vorstellung am besten in der Baukunst.
Ganz abgesehen von dem ästhetischen Werte der großen
gotischen Dome liegt die große Bedeutung dieser

Bauwerke in der kräftigen Bejahung der von dem
gotischen Volke stammenden Theorie, daß die Ideale
der Kunst und des Handwerks nicht Lache der in-
| dividuellen Kultur und des Strebens einzelner sein
können, auch nicht von außerhalb des Volkes liegenden
Sphären geholt werden dürfen, sondern Ziele seien,
die durch die Arbeit selbst und durch die vereinte
Anstrengung der arbeitenden Bevölkerung des Landes
erreicht werden müssen. Dies ist eine wesentliche
Voraussetzung für das Verständnis des Entstehens
der gotischen Kunst. Gotische Arbeit ist vor allem
freie Arbeit, eine Arbeit, die ihre eigenen Gedanken in

ihrer eigenen Sprache
ausdrücken will. So
kühn und schwierig die
in unserer Baukunst
angewendeten Formen
auch waren, wurden
sie dennoch ohne ge-
lehrte Künstler zuwege
gebracht. Außer den
Maurern, Zimmer-
leuten und Steinmetzen
der Zünfte gab es an-
fänglich keine Bau-
meister. Die gotischen
Bauten wurden durch
einfache Arbeiter, durch
das Volk aufgeführt,
wie es ihrem Wesen
entspricht, und sie stellen
dar, was das Volk
für gut und schön hielt.
Aber vor allem streiten
die Werke unserer Rasse

HH. Silbergeschirr mit drehbarer Servierplatte; von Theodor Heiden; nach Entwürfen von
Wilhelm ff ei den. (Vs d. wirkt. Größe.)
 
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